Pressemitteilung (pn): Start einer bundesweiten Kampagne der Jugendämter |
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Dass das Jugendamt für viele Fragen rund um die Erziehung kompetente Ansprechpartner ist und Kindern, Jugendlichen und Familien in den verschiedenen Lebensphasen engagiert zur Seite steht, darüber möchten die Jugendämter in Aktionswochen aufklären...
„Keine Ahnung. Ich weiß es wirklich nicht!“ So lautet oft die Antwort auf die Frage, ob man weiß, was eigentlich das Jugendamt macht. Viele Bürger verbinden mit dem Jugendamt höchstens das Thema Kinderschutz. Dass die Expertinnen und Experten aber für viele weitere Fragen rund um die Erziehung kompetente Ansprechpartner sind und Kindern, Jugendlichen und Familien in den verschiedenen Lebensphasen engagiert zur Seite stehen, darüber möchten die Jugendämter in bundesweiten Aktionswochen aufklären, die soeben von Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder in Berlin gestartet wurden und bis zum 8. Juni 2011 laufen. Der Bayern weite Auftakt erfolgt am 9. Mai mit Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer bei der Gesamtbayerischen Jugendamtsleitertagung in Weiden, das Motto lautet treffend: „Das Jugendamt. Unterstützung, die ankommt.“
„Die Arbeit der Jugendämter ist unverzichtbar. Mit ihrem täglichen Einsatz tragen sie maßgeblich zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft bei“, erklärte Ministerin Schröder beim Auftakt in Berlin. „Ob Kinder, Jugendliche oder Eltern - sie alle finden bei den Jugendämtern qualifizierte Leistungs- und Beratungsangebote. So tragen die Ämter entscheidend dazu bei, dass Eltern auch in schwierigen Phasen der Erziehung professionell begleitet werden.“ Dass die Angebote der Jugendämter wenig bekannt sind, zeigt auch eine aktuelle repräsentative Forsa-Umfrage: So wissen 37 Prozent der mehr als 1.000 Befragten (Erziehungsberechtigte mit minderjährigen Kindern) nicht, welche Leistungen die Jugendämter anbieten. Die rund 600 Jugendämter in Deutschland sind in vielfältiger Weise für die Bildung, Beratung und Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Eltern verantwortlich. Dabei setzt das Jugendamt auf vorbeugende, familienunterstützende Angebote, die dazu beitragen, positive Lebensbedingungen für Familien zu schaffen. Die Fachkräfte in den Jugendämtern sind Profis für alle Fragen rund um die Erziehung. „Die Aktionswochen laden Eltern, Kinder und Jugendliche dazu ein, die Arbeit der Jugendämter kennen zu lernen und die zahlreichen Angebote zu nutzen“, erläutert Birgit Zeller, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter, deren Verband die Aktionswochen in Zusammenarbeit mit den Jugendämtern in den Städten und Landkreisen konzipiert hat. Unterstützt wird die Kampagne nicht nur vom Bundesfamilienministerium, sondern auch von den kommunalen Spitzenverbänden.
„Die Jugendämter haben ein Problem mit ihrem Image“, weiß auch Siegmund Hammel, Leiter des Amtes für Familie und Jugend im Landratsamt Eichstätt. Die Gründe für nicht immer positive Wahrnehmung seien sicherlich vielfältig, „aber in erster Linie ursächlich ist hierfür aus meiner Sicht die Aufgabenstellung der Jugendämter“, meint der erfahrene Beamte. Die Aufgabenstellung bedinge nämlich, dass das Jugendamt immer der Ort sei, wo viele und oft auch gegensätzliche Erwartungshaltungen, Bedürfnisse und Ansprüche aufeinander prallten. Beispielsweise in einem strittigen Trennungs- und Umgangsverfahren, wo das Jugendamt dann zusätzlich auch noch Interessen (Kindeswohl!) vertreten muss, die bisher von den Beteiligten noch gar nicht wahrgenommen und vorgetragen wurden. „Hinzu kommt, dass gerade familiäre Schwierigkeiten natürlich stark emotional geprägt sind. Mit einer besseren Aufklärung der Öffentlichkeit ist die Hoffnung verbunden, dass der Auftrag der Jugendämter deutlicher wird und die Ratsuchenden damit die Möglichkeit haben, ihre Erwartungen besser an den tatsächlich möglichen Leistungen zu orientieren - also wissen, womit sie rechnen können und womit nicht“, erläutert Siegmund Hammel den Sinn einer solchen Imagekampagne.

Kompetente Fachkräfte im Amt für Familie und Jugend: Sandra Hilscher (li.) und Christa Böhm-Paul. Foto: Preis
Missverständnisse aufklären, Zugangshürden beseitigen
Das vermeintlich schlechte Image der Jugendämter ist für den engagierten Jugendamtsleiter und auch für die meisten seiner Mitarbeiter kein persönliches Problem. Dies wäre für sich genommen auch kein Grund für eine solche Imagekampagne. „Wir erleben aber, dass gerade bei den Leuten, die dringend auf unsere Hilfe angewiesen wären, ungenügende oder falsche Informationen über unsere Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten ein Problem darstellen. Dies führt nicht selten dazu, dass sie sich nicht oder oft sehr spät melden. Notwendige ambulante, d.h. familienerhaltende Hilfestellungen werden erschwert, weil eine alleinerziehende junge Mutter davon ausgeht, dass es letztlich doch die Absicht des Jugendamtes ist, ihr Kind von ihr wegzunehmen“, weiß Hammel aus Erfahrung. Nicht selten seien solche Eltern dann ernsthaft erstaunt, wenn sie feststellen, dass die Jugendamtsmitarbeiter die Eltern nicht für ihre Schwächen verurteilen, sondern mit ihnen gemeinsam versuchen, Verbesserungen für ihre Familie zu erarbeiten. „Der Abbau dieser unnötigen Missverständnisse und Zugangshürden war für uns der ausschlaggebende Grund, uns an der Kampagne zu beteiligen. Es darf nicht sein, dass einige Menschen, die Beratung und Unterstützung brauchen, zögern, die Hilfe der Jugendämter in Anspruch zu nehmen. Wir sind doch dafür da, um zu helfen.“ Mit an einem Strang ziehen übrigens auch die Gemeinden und Bürgermeister im Landkreis, die ebenso wie Kindertageseinrichtungen, Einrichtungen der Jugendhilfe und Schulen auf die Aktionswochen hinweisen. Am 23. Juli ist das örtliche Jugendamt übrigens auch mit einem Infostand und einem „Erziehungstheater“ auf dem Familienfest im Rahmen der Oberbayerischen Jugendkulturtage in Eichstätt präsent.
Hilfe zur Selbsthilfe als Ziel im ambulanten Bereich
Christa Böhm-Paul (51) und Sandra Hilscher (32) arbeiten beide als Diplom-Sozialpädagoginnen im Eichstätter Jugendamt und stehen voll hinter ihrer Arbeit im Allgemeinen Sozialdienst (ASD). Die zwei Sozialarbeiterinnen bieten gemeinsam mit einem ganzen Team an Fachkräften von der Erziehungsberatung für Eltern und Lehrkräfte bis hin zu konkreter Fallberatung und Familienbegleitung oder sozialpädagogische Einzelbetreuung ein breites Spektrum an Leistungen. „Es gibt ein hervorragendes Netzwerk für Familien hier im Landkreis, das vom Amt koordiniert wird. Dazu gehören konkrete Hilfen mit Beratung und Unterstützung sowohl für Eltern, als auch für Kinder und Jugendliche, aber auch Tätigkeiten für Kooperationspartner wie Kindertageseinrichtungen, Schulen oder Beratungsstellen“, sagt Christa Böhm-Paul. Die 51-jährige Sozialpädagogin berät beispielsweise auch in Fragen der Erziehung, bei familiären Konfliktlagen oder bei Entwicklungsschwierigkeiten. Tätig ist sie seit 1983 im Eichstätter Jugendamt und möchte vor allem Familien die Angst davor nehmen, „sich outen zu müssen“: „Bei uns wird jedes Gespräch, jede Maßnahme streng vertraulich behandelt - nicht einmal die Kollegen erfahren davon. Wir sind selbst in der Mehrheit Mütter oder Väter und wissen darum, welchen Belastungen Familien in der heutigen Zeit ausgesetzt sind. Deshalb darf jeder mit unserem Verständnis rechnen, auf unsere langjährige Erfahrung zählen und rasche Unterstützung einfordern, wenn es irgendwo in der Familie brennt.“ So bieten die Jugendamtsmitarbeiter Beratungsgespräche, aber auch Hausbesuche an und sind sehr flexibel. „Keine einzige Maßnahme läuft ohne die Einbindung der Eltern. Diese Horrorvorstellungen, die es manchmal gibt, sind kompletter Unsinn. Unser Ziel ist es ja, Familien zu erhalten und ihnen zu helfen - nicht, diese zu zerstören oder die Kinder wegzunehmen“, schüttelt die Eichstätterin den Kopf. Und erlebt hat sie wahrlich schon viel, mehrheitlich seien es jedoch positive Erlebnisse in ihrer Arbeit. Gut gefällt ihr die Formulierung, dass die Sozialpädagogen „Begleiter einer Familie in einer schwierigen Situation sind“. Hilfe zur Selbsthilfe sei immer und überall das oberste Gebot, „wir wollen keine Abhängigkeiten schaffen, denn gerade bei den ambulanten Hilfen und intensiven Kontakten mit Familien ist jeder Sozialpädagoge auch als Mensch schon stark gefordert“. Die Zusammenarbeit mit den ratsuchenden Familien im Landkreis sei allerdings von einer großen Offenheit geprägt.
Damit das Familienleben wieder glückt
Dass die Eltern und Ratsuchenden im Landkreis Eichstätt sehr aufgeschlossen sind, das bestätigt Sandra Hilscher. Die 32-jährige gehört seit Oktober 2008 zum Team des Jugendamtes und war vor ihrem Studium als Erzieherin für verhaltensauffällige Kinder tätig. Angesiedelt ist sie an der Dienststelle Ingolstadt des Landratsamtes Eichstätt. „Unsere Arbeit ist sehr lebendig, sehr vielschichtig, denn jede Familie ist anders. Wenn eine Maßnahme abgeschlossen ist, dann geht auch für den Sozialpädagogen eine intensive Zeit zu Ende. Gerade Kinder wachsen einem ja ans Herz! Trotzdem freue ich mich immer wieder, wenn unsere Professionalität gesehen wird und man mitbekommt, dass man wirklich helfen konnte“, unterstreicht Sandra Hilscher. Eine Vollzeitkraft im Jugendamt betreut pro Jahr zwischen 50 und 70 „Fälle“, wobei unterschiedliche Phasen dabei sind, vom Erstkontakt bis hin zum Abschlussgespräch.“ Tränen gäbe es nicht selten gerade beim ersten Kennenlernen, wenn Betroffene ihre Lage erzählen „und dabei natürlich die gesamte Problematik wieder hochkommt“. Umso größer sei dann die Freude, wenn man nach erfolgreichem Abschluss einer Maßnahme (ob Beratung oder Unterstützung) sehen könne, dass eine Familie eingefahrene Wege ändert, neue gemeinsame Ziele hat und wieder Freude am Leben. „Ohne die Hilfe des Jugendamtes hätten wir es nie geschafft“, lautet ein schöner Satz, den die Eichstätter und Ingolstädter Sozialpädagogen nicht selten zu hören bekommen. „Dann wissen wir, dass unsere Arbeit Sinn macht und das motiviert uns für alle kommenden Aufgaben“, resümiert Christa Böhm-Paul, während sie auf Dankkarten und Fotos zeigt, die das Jugendamt von ehemaligen Kunden erreicht hat.
Der zuständige Ansprechpartner im Amt für Familie und Jugend, Residenzplatz 1, 85072 Eichstätt, richtet sich nach dem Wohnort des Ratsuchenden im Landkreis Eichstätt. Unter der zentralen Telefonnummer 08421/70-376 kann man erfragen, wer für welche Gemeinde zuständig ist und sich auch ohne Angabe von Name oder Adresse verbinden lassen.
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